DER STAND DES ARBEITSETHOS DES SCHLĘSISCHEN BERGARBEITERS IN DER ZEIT DER TOTALITÄREN REGIERUNGEN
Die Krise des Arbeitsethos, die in unserem Land nach dem 2. Weltkrieg als Folge der Herrschaft des totalitären Systems entstanden ist, hat die schlesischen Bergarbeiter nicht verschont. In diesem Aufsatz versuchte man diese Tatsache zu dokumentieren. Um klarer dieses Problem zu zeigen mußte man zuerst kurz den traditionellen Arbeitsethos der früheren schlesischen Bergarbeiter in Erinnerung bringen. Die sozialgeschichtliche Bedingungen verursachten, daß die Arbeit der Bergleute wurde immer in den Verhältnissen der großen sozialen Ungerechtigkeit durchgeführt. Die in der Not lebenden Bergarbeiter waren ohne Recht der Selbstbestimmung. Unmenschliche Arbeitsverhältnisse im Bergwerk verursachten, daß man nicht nur vom Ethos des Bergarbeitersberufes, aber sogar von seinem Heroismus sprechen soll. Trotz dem konnten die Bergarbeiter hohe Ethik ihres Berufes schaffen. In der Überwindung der Arbeits- und Lebenslasten suchten sie nicht nur ökonomische, sondern auch übernatürliche Motivation. Ihre Arbeit und die mit ihr verbundenen Leiden verbanden sie mit dem Gebet. Im Leben und in der Arbeit lernten sie solche Werte schätzen wie, Arbeitsamkeit, Gewissenhaftigkeit, Solidität, Verantwortung und Ehrlichkeit. Im Alltag hatten sie große Achtung für die Arbeit und für die Menschen die sie taten, Achtung der Autoritäten, und vor allem Berufssolidarität, besonders in den Bedrohungen. Sie waren stolz auf ihr Beruf trotz ihrer Last, und Bergarbeiterehre, die sie hüteten, erlaubte ihnen nicht dem äußeren Druck nachzugeben. Das näheste Lebensmilieu der Bergleute war die Familie. Für sie lebten sie und unternahmen die Arbeitslast im Bergwerk. In ihr übertrug man die im Leben wichtigste Werte, in ihr lehrte man richtige Einstellung zur Arbeit und Achtung der Menschen. In der Sorge um die Erhaltung der Wärme des Familienherds und um die richtige Kindererziehung, kümmerten sich die Bergarbeiter sehr darum, damit ihre Frauen beruflich nicht arbeiten mußten. Besonderer Wert im Leben der Bergarbeiter war immer der Glaube. Tiefe Verbundenheit des Bergarbeitersvolkes mit der Kirche hatte Einfluß auf alle Bereiche seines Lebens. Die Kirche bildete die Lebenseinstellungen der Bergarbeiter und die durch sie angenommenen Werte. Sie wurde für alle schlesischen Bergarbeiter Lehrerin und Erzieherin, nicht nur in den Glaubensangelegenheiten, sondern auch im National-, Milieu- und Berufsleben. Die Kirche inspirierte auch zur Bildung und zum Kultivieren der stark mit dem Geist tief christlichen Werte durchdrungenen Bergarbeiterkultur. Der Hauptteil des Aufsatzes versucht den Untergang der traditionellen Bergarbeiterwerte während der totalitären Regierungen nach dem 2. Weltkrieg zu dokumentieren. Das kommunistische System führte zur Zusammensturz und zur Vernichtung des traditionellen Bergarbeiterethos. Die Wirtschafts- und Systemgrundsätze dieser Zeit bewirkten, daß man jahrelang im ganzen Land schnell und nicht richtig Werbungsaktionen zur Arbeit im Bergbau durchführte. Man zeigte den Bergarbeiterberuf als ökonomisch attraktiv, ohne eigentliche Informationen über ihn. Diese Werbung verursachte großen Zufluß der Menschen aus ganz Polen zur Arbeit in den Bergwerken. Diese Menschen hatten aber weder berufliche noch moralische notwendige im Bergbau Qualifikationen. Das hatte einen sehr negativen Einfluß auf den bisherigen Arbeitsethos, und wurde auch Ursache scharfer Konflikte zwischen den Orts- und Neuangekommenenarbeitern. Zum Zusammensturz des Arbeitsethos trugen auch bewußte Abtrennung der Bergarbeiter von den durch sie anerkannten Traditionen und das Aufdrängen der fremden Traditionen und Werten bei. Ein besonderer Ausdruck der Vernichtung von Arbeitsethos des Bergarbeiters wurde in dieser Zeit das System der Beförderung der Menschen und die Besetzung der Stellen in den Bergwerken. Von der Beförderung entschieden nicht die Berufsqualifikationen, sondern Parteizugehörigkeit und Vetternwirtschaft. Sehr verschlechterte sich auch die Arbeitsatmosphäre in den Bergwerken. Besonders schlimm wurden die Verhältnisse zwischen der Bergwerkaufsicht und den Arbeitern, wie auch zwischen den Vertretern der einzelnen Grade der Aufsicht. Die durch die ständige Erhöhung der Normen entstandenen: gegenseitiges Mißtrauen, Eile und Nervosität, führten zu immer größeren Vergegenständlichung der Menschen, zum Vorziehen der Fördermenge über ihre Gesundheit und Leben und zu anderen Symptomen der sozialen Ungerechtigkeit. Die steigende Dehumanisation und Ungerechtigkeit in der Arbeit blieb nicht ohne Einfluß auf das Verhältnis der Menschen zu ihr, auf Berufsmotivation und das Morale der Arbeiter. Mit der Vernichtung der traditionellen Eigenschaften und Werte des Arbeitsethos des Bergarbeiters verschwand der damalige Berufsstolz und an seine Stelle kam die Überzeugung, daß dieser Beruf der letzte unter der Sonne ist und daß man die persönliche Würde erst nach dem Verlassen des Bergwerkes wieder gewinnen kann. Das einzige Motiv der Arbeit im Bergwerk wurden ökonomische Rücksicht und die Möglichkeit der Vermeidung des Militärdienstes. Das in dieser Zeit im Bergbau geschaffene Arbeitssystem war nicht ohne Einfluß auf das Familienleben der Bergarbeiter. Die für die traditionelle Bergarbeiterfamilie so wichtige Lebensharmonie wurde ernsthaft bedroht. Ursache dieses Zustands war die Sonntags- und Festtagsarbeit der Bergarbeiter. Man veranlaßte die Menschen zuerst durch die Pflichtarbeit an sogenannten "Plansonntagen", dann durch die Einführung des Vierbrigadensystems und am Ende durch das Ermöglichen den Bergarbeitern eines 300 prozentigen Lohnes für die Arbeit am Sonntag und das Kaufen der Luxuswaren in Spezialgeschäften. Aus diesem Grund bevorzugten viele Bergarbeiter materielle Werte über das Familienleben und die Sonntagserholung. Die Verwüstungen, die im Arbeitsethos der Bergarbeiter während der totalitären Regierungen entstanden, sind Konsequenz des Nichtrechnens jahrelang mit der Menschenwürde, mit den Stimmen der Tausenden im Bergbau beschäftigten Menschen und des Nichtziehens der Folgen aus den immer denselben Fehlern. Das wurde zur Ursache der Gleichgültigkeit, des Empfindens der Hoffnungslosigkeit und des fehlenden Engagements vieler Menschen. Von den in dieser Zeit in Schlesien existierenden Problemen, wie auch von den Teilungen und Antagonismen durfte man jahrelang öffentlich nicht sprechen. Die Stimme der um ihre Rechte fordernden Bergarbeiter konnte nur in der Kirche und durch die Kirche gehört werden. Die Kirche wurde auch die einzige Menschen einigende und Achtung ihrer Menschheit fordernde Stelle, sowohl im Bergwerk, wie auch außer ihm. Heute kann man nicht vom Ethos des schlesischen Bergarbeiters in seinem ehemaligen Sinn sprechen. Man soll vielmehr von der Verkümmerung dieses Ethos sprechen. Der heutige Bergarbeiter trotz des Sturzes des totalitären Systems ist ein enttäuschter, entmutigter, an bessere Zukunft, an die Möglichkeit des Ausweges aus der Alienation nicht glaubender Mensch. Die Vernichtung der Umwelt, die täglichen Probleme, wie auch die durch Auflösung mancher Bergwerke steigende Bedrohung der Arbeitslosigkeit, erwecken Angst und Unsicherheit und führen zum Hoffnungsverlust. Vor dem Theologen und dem Seelsorger steht heute die Aufgabe der Darstellung des Arbeitsethos des Bergarbeiters im neunen Licht, im Licht der Soziallehre der Kirche, um auf diese Weise die verlorene Würde seiner Arbeit zu zeigen und auf die Möglichkeiten ihres Wiedergewinnens zu hinweisen.